Der thematische Hintergrund geht in diesem abstrakten Kartenspiel von Lookout zwar unter, doch die im Spiel verwendete Erklärung des Begriffs „Mandala“ könnte zumindest die Inspiration für die beiden Autoren gewesen sein. Trevor Benjamin und Brett J. Gilbert bleiben so dicht an der Definition, dass sich diese wie ein Regelauszug liest. Dazu ein Zitat aus der Spielanleitung:
„Ein Mandala ist das Zeichen eines uralten heiligen Rituals, bei dem zuerst aus farbigem Sand ein symbolisches Abbild der Welt erschaffen und dann in einer Zeremonie zerstört wird. Der Sand, aus dem das Mandala kreiert wurde, wird anschließend in einen Fluss gestreut und so dem ewigen Kreislauf von Leben, Tod und Wiedergeburt zurückgeführt.“
Nun, freilich gibt es keinen echten Sand in diesem Spiel; er wird durch Farbkarten mit Mandala-Motiven symbolisiert. Diese Karten sind das Gestaltungsmaterial, aus denen die Spieler gemeinsam Mandalas erschaffen. Eine sehr vereinfachte Form von Mandalas. Ist eines komplett, werden die zugehörigen Karten abgeräumt. Manche davon werden an die Spieler verteilt und am Ende quasi als Punkte wiedergeboren. Klingt esoterisch. Doch der Mechanismus baut eine taktische Tiefe auf, die keinen Platz für mystische Verklärung lässt.
Drei Bereiche pro Mandala
Konkret bedeutet das: Die Spieler legen abwechselnd Karten in eines von stets zwei entstehenden Mandalas. Jedes Mandala ist in drei Bereiche unterteilt. In die Mitte darf jeder Karten legen – allerdings nur eine pro Zug. Dort werden Karten gesammelt, die später zu Punkten werden. Zudem hat jeder Spieler in jedem Mandala einen persönlichen Bereich, in dem nur er selbst Karten platzieren darf. Wer dort bei der Wertung die Mehrheit besitzt, darf sich beim Verteilen der Karten aus der Mitte zuerst eine Farbe aussuchen, von der er alle Karten erhält. Eine Wertung wird ausgelöst, sobald in einem Mandala alle sechs Farben vertreten sind.
Die Wertung ist damit die oben erwähnte Zeremonie, bei der das Mandala zerstört wird. Die Karten aus dem persönlichen Bereich werden abgeworfen, die anderen kommen in den Fluss. Dazu gleich mehr. Denn der Schaffensprozess vor dem Zerstören ist der zentrale Spielmechanismus, der die Spieler von einer kniffligen Entscheidung zur nächsten treibt. Wichtig zu wissen: In einem Mandala darf jede Farbe höchstens in einem der drei Bereiche auftauchen. Gleichwohl ist es erlaubt, in einem späteren Zug weitere Karten einer Farbe in den entsprechenden Bereich zu legen. Dadurch entsteht ein doppeltes Wettbieten – quasi parallel an zwei Mandalas. Die einfache wie herausfordernde Frage heißt dabei: Wie verteile ich meine Karten, sodass sich ein möglichst effizientes Ergebnis aus Einsatz und Ertrag ergibt?
Überraschende Mehrheitswechsel
Die Antwort hängt auch von den Handkarten ab. Je mehr auf der Hand sind, desto vielfältiger die Möglichkeiten. Drei zusätzliche Karten gibt es aber nur, wenn eine Karte in die Mitte eines Mandalas gelegt wird. Wobei in die Mitte legen auch immer bedeutet, die potenzielle Beute des Kontrahenten zu vergrößern. Vor allem, wenn nur noch eine Farbe im Mandala fehlt. Da in den persönlichen Bereich beliebig viele Karten auf einmal gelegt werden dürfen, kann es direkt vor der Wertung überraschende Mehrheitswechsel geben. Ein immer wiederkehrender Spannungsmoment.
Nun aber zum Fluss: Wer die Mehrheit in einem Mandala hat, darf sich zuerst aussuchen, von welcher Farbe er alle in der Mitte liegenden Karten erhält. Die weiteren Farben werden in der Regel abwechselnd verteilt. Die jeweils erste Karte einer erstmals im Spiel erhaltenen Farbe geht in eine offene Reihe auf dem Plan. Die Position im sogenannten Fluss legt den persönlichen Punktwert für alle weiteren Karten dieser Farbe fest. Je früher man die erste Karte einer Farbe erhält, desto geringer der Multiplikator. Die Zahl wächst stetig von eins auf bis zu sechs. Daraus ergibt sich das taktische Ziel, möglichst viele hochwertige Karten aus den Mandalas als Wiedergeburten im sogenannten Kelch zu sammeln. Das Ende des Mandala-Kreislaufs wird dann eingeläutet, wenn der Nachziehstapel aufgebraucht ist oder jemand alle sechs Farben im Fluss untergebracht hat.
Deckchen? Küchentuch? Spielplan!
Und was war jetzt noch mit dem Spielplan? Der ist aus festem Stoff und erinnert an ein gemustertes Deckchen. Oder auch an ein Küchentuch. Mehrfach gefaltet liegt es im Karton. Wer es nicht vor einer Partie bügelt, muss damit leben, dass die Karten nicht immer plan aufliegen. Aber: Das stört nicht. Insofern trägt dieser ungewöhnliche Spielplan seinen Teil zu einem nicht übernatürlichen, aber doch deutlich überdurchschnittlichen Spiel bei.
Mandala
- Lookout Spiele
- Trevor Benjamin & Brett J. Gilbert
- 2 Spieler
- ab 10 Jahren
- 30 Minuten
- Jahrgang 2019
Meine Einschätzung: ★★★☆☆ (gut)
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